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Tödliche Falle

Herbert Wehner in Moskau 1937

Stand: 03.10.2002
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  Aufnahmestatus: gewünscht        Mi, 02.10.2002 23:30    ARD    45 Min.       iFN: 2347
Dokumentation Menschen

Vor einigen Monaten gelang es dem Hamburger Historiker und Wehner-Forscher Reinhard Müller, in Moskauer Archiven bisher streng geheim gehaltene Akten einzusehen. In Kenntnis der neu erschlossenen Materialien muss Wehners Biographie, die seinen Moskau-Aufenthalt im Jahr 1937 betrifft, neu geschrieben werden.
Herbert Wehner hat 1937 dem sowjetischen Geheimdienst (NKWD) mehrfach über die Situation der KPD unter den Bedingungen der Illegalität sowie der deutschen Politemigranten in Moskau berichtet.
Film von Inga Wolfram
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Er trug damit entscheidend zur Entstehung eines NKWD-Befehls bei, dessen Ausführung vielen deutschen Emigranten in der Sowjetunion das Leben kostete. In seiner Endfassung war dieser Befehl von Nikolaij Jeshow, dem sowjetischen Geheimdienstchef, unterzeichnet.
Reinhard Müller ist der erste Historiker, dem es gelang, den 65 Jahre lang streng geheim gehaltenen Befehl einzusehen.
Mit dem Befehl des sowjetischen Geheimdienstes, der an vielen Stellen mit Wehners Expertisen übereinstimmt, wurde die größte Verhaftungswelle unter den Politemigranten in der Sowjetunion ausgelöst. Bis zum März 1938 waren 70 Prozent der in der Sowjetunion emigrierten KPD-Mitglieder verhaftet. Alle bisher nicht Verhafteten sollten diesem Befehl nach inhaftiert und die bereits abgeschlossenen "Fälle" neu aufgerollt werden. Der NKWD-Befehl zur Verfolgung der "deutschen Trotzkisten" bereitete eine den deutschen umfassende "Massenoperation" ("Deutsche Operation") vor, in deren Verlauf 1937/38 etwas 73.000 Menschen repressiert und 41.898 Todesurteile vollstreckt wurden.
Es geht in dieser Dokumentation nicht um Bilderstürmerei, nicht darum, ein Denkmal vom Sockel zu stoßen, nicht um Anklagen und Schuldsprüche. Es geht um persönliche Schuld und um Verdrängung von Schuld. Es geht um das Jahr 1937, in dem Wehner mit den Wölfen heulte, um das eigene Fell zu retten. Es geht um den eilfertigen Gehorsam eines Funktionärs, der sein Wissen zum Instrument der Verfolgung und Ermordung Unschuldiger machen ließ. Fressen oder gefressen werden - sich an den Rand zu stellen und der äußeren die innere Emigration folgen zu lassen, das kam für Herbert Wehner nicht in Frage. Seine führende Stellung in der KPD, sein "Herrschaftswissen" gepaart mit höchstem politischen Ehrgeiz und "Gestaltungswillen" führten unter den gegebenen Umständen stalinistischer Terrorlogik mit Notwendigkeit zur Verstrickung und persönlicher Schuld. Könnte es nicht sein, dass Wehner auch deshalb so versessen und leidenschaftlich der SPD "diente", weil es ihm seine Schuld zu tragen erleichterte?
Der "Ausstieg" für Herbert Wehner 1941 nach Schweden kam zu spät, die Schatten der Vergangenheit waren nicht mehr abzuschütteln. Die Opfer des Jahres 1937 begleiteten den Lebensweg des Herbert Wehner bis zu seinem Tod 1990.




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