Person: | Isabelle Adjani |
Stand: 05.06.2003 Zum Seitenende |
Seit bald dreißig Jahren ist die schlanke Französin ein Leinwandstar, wie einst Brigitte Bardot und später Catherine Deneuve. Verführerisch wie die BB, bloß dezenter; gepflegt wie die Deneuve, bloß aufregender. Dabei ziemlich professionell. Für ihre schauspielerischen Leistungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Bereits 1974 galt sie mit dem "Suzanne-Bianchetti-Preis" in Frankreich als beste Nachwuchsschauspielerin. Zu dieser Profession gesellt sich ein (auf)reizendes Äußeres. "Sie entflammt die Leinwand", stammelte François Truffaut über seine Entdeckung.
Beim Star-Fotografen Richard Avedon, der die Pariserin vor die Kamera holte, beflügelt sie die Phantasie. "Diese saphirblauen Augen, diese Elfenbeinhaut versprechen einen Garten mitten in der Hölle". Der Fotograf ließ sein Modell als Königin posieren. In Prunkroben ihres Lieblingsdesigners und Chef-Schneiders Gianfranco Ferre (Haus Dior) schwebte La Belle Adjani im New Yorker Studio Avedons. "Die Verbindung von Unschuld und Perversität unter Spitzenkragen und steifem Taft" wollte er zeigen. Inspiriert hatte ihn Adjanis Rolle als Königin Margarete von Valois in dem blutrünstigen Historienspektakel "Die Bartholomäusnacht" (1994). Die 53 Millionen Mark teure Großproduktion war einer von drei französischen Wettbewerbsbeiträgen für die Filmfestspiele in Cannes - und in Frankreich ein nationales Ereignis.
Hemmungslose Heroinen sind Adjanis Spezialität. Sie war die bis zum Wahnsinn sich in Liebe verzehrende Adele Hugo in Truffauts Melodram "Die Geschichte der Adele H." (1975) und nominiert für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Sie spielte die bis zur Besessenheit sich ihrer Kunst hingebende "Camille Claudel" (1988) und kam dafür wieder für einen Oscar in Frage. Als Rächerin in dem Erotikthriller "Ein mörderischer Sommer" (1982) sorgte die Tochter eines algerischen Automechanikers und einer Bauerstochter vom Bodensee bei der TV-Premiere in Frankreich für einen Rekord bei den Einschaltquoten. Dieser leicht verworrene Film stempelte sie als Sex-Symbol und als Vamp mit Anflügen von Hysterie: In vielen ihrer Filme hat sie dieses nervöse Flackern im Blick. In der Grande Nation mag das als Zeichen von Sensibilität durchgehen, außerhalb Frankreichs hält man das für pure Zickigkeit. In Hollywood konnte sich Isabelle Adjani jedenfalls nicht durchsetzen.
Zwei Filme hat sie im Filmland Nummer Eins gedreht, zwei Flops: "Driver" (1978) und "Ishtar". Erfolglos waren auch ihre Ausflüge ins Komödienfach. Das Publikum will nicht lachen über Isabelle Adjani, sondern weinen. Es genügt, eine Kamera auf ihr Gesicht zu halten und sie tüchtig leiden zu lassen - ein kapriziöses Bambi, das zugrunde geht an Männern, Verleumdungen, selbstzerstörerischer Raserei. Der Gefühlsmarathon, dem sie sich etwa in "Camille Claudel" aussetzt, verblüffte sogar ihren Film-Geliebten Gérard Depardieu. "Deine Kraft möchte ich haben, Isabelle", soll er ihr geschrieben haben. Pascal Greggory, der einen ihrer gewalttätigen Brüder in der "Bartholomäusnacht" spielte: "In einer Szene sollte ich sie ohrfeigen. Ich zögerte, doch sie rief: 'Schlag richtig zu!' Sie geht immer bis zum Äußersten." Mut bewies sie auch im wirklichen Leben. Als ihr 1989 für "Camille Claudel" erneut ein "Cesar" verliehen wurde, – den ersten gab's 1982 für "Possession", den zweiten 1984 für "Ein mörderischer Sommer" – verlas sie nicht das übliche Blabla, sondern einen Text von Salman Rushdie, der vom Ayatollah Khomeini gerade zum Tode verurteilt worden war.
Und sie bekannte sich öffentlich dazu, ein Algerien- Abkömmling zu sein, nachdem der rechtsradikale Politiker Le Pen zum Sturm gegen afrikanische Einwanderer geblasen hatte. Ihren Sohn Barnabe nannte sie mit zweitem Namen trotzig Said, zu Ehren ihres Anfang der 80er Jahre gestorbenen Vaters. Den Vater des Jungen, Regisseur Bruno Nuytten, wollte sie lange nicht preisgeben. Adjani hütet ihr Privatleben. Über ihre Kindheit ist bekannt, daß Isabelle deutsch mit ihrer Mutter sprach. Diese behauptete vom Vater, er sei Türke gewesen. Offenbar schämte sie sich, einen Algerier geheiratet zu haben.
Noch während ihrer Schulzeit feiert Isabelle ihr Filmdebüt. Nach der Schule folgen TV-Auftritte und Gastspiele auf Theaterbühnen. Bereits 1974 erlebt man sie neben Lino Ventura" in einer erstaunlichen Rolle als unverstandene Tochter. Die Vater-Tochter- Geschichte lief in Deutschland unter dem Titel "Die Ohrfeige". Nur ab und an erscheint der Name Adjani in den Klatschblättern. Die Affäre mit Warren Beatty gilt als verbürgt; wegen ihrer Beziehung zu dem englischen Schauspieler Daniel Day-Lewis besorgte sie sich 1991 eine Wohnung in London. Sich rar machen ist eines ihrer Erfolgsrezepte. Anders als etwa ihr Kollege Depardieu, der durch die schiere Masse seiner Filme ständig im Gespräch bleibt, zelebriert sie sorgfältig jeden öffentlichen Auftritt.
Weitere Filme mit Isabelle Adjani: "Barocco" (1975), "Der Mieter" (1976), "Früchtchen mit Sahne" (1976), "Die Schwestern Brontë" (1978), "Nosferatu - Phantom der Nacht", "Feuer und Flamme" (1981), "Quartett" (1981), "Das Auge" (1982), "Subway" (1985), "Toxic Affair - Eine gefährliche Liebe" (1993), "Diabolisch" (1996) und "Paparazzi - Fotos um jeden Preis" (1998).
Filmographie bei IMDB: german.imdb.com/Name?Adjani,+Isabelle
Aufnahme: | So, 02.09.2001 01:55 ZDF 115 Min. |
Träger: | Videoband 599 |
Regie: | Claude Miller F 1982 |
Typ/Genre: | Psychothriller |
Man nennt ihn "Das Auge" (Michel Serrault), und er ist berühmt für seine Intuition und unbestechliche Beobachtungsgabe. Eigenschaften, die ihn für den Job als Detektiv geradezu prädestinieren. Sein Büro in der Detektei ist für den einsamen Sonderling dann auch gleichzeitig sein Zuhause, und er hat dort alles um sich versammelt, was er zum Leben braucht: einen Wecker, Hefte mit Kreuzworträtseln, eine 357er-Magnum und vor allem ein altes Klassenfoto. Das ist für ihn besonders wichtig, denn irgendwo auf diesem Foto ist seine kleine Tochter Marie zu sehen, die er selbst nie gekannt hatte und die vor vielen Jahren gestorben ist. Tag für Tag schweift sein Blick über die fröhlichen Gesichter auf der Suche nach dem eigenen Kind. So ist "das Auge" mit seinen Gedanken eigentlich auch ganz woanders, als er Paul Hugo (Philippe Lelievre) beschatten soll, den Sohn reicher Eltern, der sich zu ihrem Missfallen mit einem "Flittchen" herumtreibt. Der anfänglich harmlose Auftrag bekommt eine andere Dimension, als Paul Hugo ermordet wird, und als seine Begleiterin (Isabelle Adjani) offenbar seine Mörderin ist. Zwischen dem Detektiv und dem Mädchen, das er von nun an unablässig verfolgt, entwickelt sich eine bizarre Verbindung: "Das Auge" nimmt sie quasi als Tochter an, nennt sie "Marie" und wird immer mehr zu ihrem sie beschützenden Komplizen.
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Aufnahme: | ARD 135 Min. |
Träger: | Videoband Gold 93 |
Regie: | Patrice Chereau D/F/IT 1994 |
Typ/Genre: | Historiendrama |
Paris 1572: Die Hochzeit der Prinzessin Margot aus dem katholischen Königshaus Valois mit dem protestantischen König Henri de Navarre soll das Ende der Religionskriege herbeiführen. Doch es kommt zu neuen Spannungen, und in der Bartholomäusnacht werden Tausende von Protestanten ermordet. Margot wird zur Bundesgenossin ihres Gatten Henri im Kampf gegen die mörderischen Intrigen ihrer Familie. Patrice Chéreaus grandioses Melodram über die Eskalation skrupelloser Machtpolitik fordert zu beunruhigenden Vergleichen mit der Gegenwart heraus.
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Aufnahme: | So, 07.07.2002 23:35 SWR 105 Min. |
Träger: | Videoband 787 |
Regie: | Jean-Paul Rappeneau F 1981 |
Typ/Genre: | Krimikomödie |
Ein sehr ungewöhnliches Vater-Tochter-Duo sorgt für Furore: Denn der schlitzohrige Vater, ein Lebemann wie er im Buche steht, bringt seine penible und überaus widerspenstige Tochter mit seiner Tour ganz schön in Kalamitäten...
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