Band 563: Film 1 Zähler: (1 - 3700) ARTE Fr, 29.06.2001 23:45 80 Min.
deutsch
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iFN: 1575
Das wahre Sexualleben der Belgier
Tragikomödie
Der sanfte Chaot und Möchtegern-Literat Jan Bucquoy erinnert sich mit fröhlicher Verzweiflung an sein wechselvolles Leben, an die kleinbürgerliche Kindheit mit der strengen Mutter und der freizügigen Tante Martha, an den ersten Liebeskummer und die Studentenzeit in politisierten Brüsseler Bierstuben. Der Tagträumer verliert allmählich seine Ideale, aber die Frauen faszinieren ihn noch immer...
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Jan Bucquoy wächst 1950 in der Enge eines kleinbürgerlichen Arbeiterhaushalts auf und lernt schon früh die Absurditäten des Lebens kennen. Seine strenge und sparsame Mutter Noella bringt ihm als erstes das Wort "billig" bei. Sie feilscht selbst um den Preis des Sargs, in dem sein alkoholkranker Vater nach einem entbehrungsreichen Leben bestattet wird. Optimismus verbreitet nur Jans lebenslustige Tante Martha, die ihn unschuldig mit der weiblichen Anatomie vertraut macht. Sie versichert dem lesehungrigen Jungen, dass er ein großer Autor werden wird. Kurz darauf erhängt sie sich auf dem Dachboden. Die Frauen werden Jans Schicksal. Er verteidigt seine erste Liebe Christine gegen hänselnde Mitschüler, aber sie wandert mit ihren Eltern in den Kongo aus. Erst zehn Jahre später sieht er sie auf einer Party in den Armen eines anderen wieder. Jan will endlich der provinziellen Enge und der Mutter entkommen, die ihn in die Buchhaltung einer Textilfabrik steckte. Jan stürzt sich in das studentische Leben von Brüssel. Er ist fasziniert von den Parolen der sexuellen und politischen Revolution, doch er widmet sich mehr den Affären als dem Studium. Das ahnt die schwangere Studentin Thérèse nicht, als Jan sie heiratet. Bald ist sie bitter enttäuscht über den chaotischen Tagträumer mit seiner Vorliebe für Flirts in langen Kneipennächten. Sie setzt Jan vor die Tür. Gekränkt provoziert er sie mit seinem angeblich überschäumenden Liebesleben. In Wirklichkeit hält der sanfte Single kaum mit dem Wandel der Zeiten Schritt. Nach dem bleiernen Herbst des Terrors wird Jan aus Frust Vegetarier. Er sucht die Liebe, doch die Frauen sind längst selbstbewusster geworden. Die Literatur-Kritikerin Marlène gibt ihm den letzten Anstoß, sich nur noch dem Schreiben zu widmen - aber da erscheint ihm schon wieder eine Frau - als göttliche Muse.
Der belgische Multi-Künstler und Bürgerschreck Jan Bucquoy drehte eine selbstironische , von bitterem Humor geprägte Tragikomödie über den Frust der verlorenen sexuellen Revolution. Dabei schuf er das bemerkenswerte, weil komische Porträt einer gescheiterten, stets glücklosen Person.
Dem 45-jährigen Brüsseler Aktionskünstler Jan Bucquoy gelang in seinem Regiedebüt eine schillernde Tragikomödie über spießige Bürger und frustrierte Rebellen. Bucquoy selbst ist als Dada-Poet zu sehen. Der Film wurde 1994 zum belgischen Kinohit.
(La vie sexuelle des Belges 1950-1978)
Spielfilm, ARD, Belgien 1994, Deutsche Synchronfassung
Regie und Buch: Jan Bucquoy; Kamera: Michel Baudour; Musik: Francis De Smet; Schnitt: Matias Veress; Produktion: Transatlantic Films (Jan Bucquoy)
Mit: Jean-Henri Compere (Jan Bucquoy), Noe Francq (Jan als Kind), Isabelle Legros (Noella Bucquoy, die Mutter), Sophie Schneider (Thérèse, Jans Frau), Pascale Binneri (Ariane Bucquoy), Michèle Shor (Tante Martha), Dorothee Capelluto (Mia), Jacques Druaux (Jérôme Bucquoy, der Vater), Kathleen Joyce (Christine), Marlene Duelz (Marlène) u. a.
('La vie sexuelle des Belges')
B 1994
Videobandbelegung Band 563 VHS-PAL/Secam
Filme |
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