Band 207: Film 1 SWR 95 Min.
deutsch
|
iFN: 225
Guantanamera - Eine Leiche auf Reisen
Road-Movie
Leichenbestatter tourt mit toter Tante durch Kuba.
Der degradierte kubanische Polit-Funktionär Adolfo nutzt die Überführung der verstorbenen Tante seiner Frau Georgina, um dabei ein neues Transportsystem mit bezirksweise wechselnden Leichenwagen zu testen. Auf ihrer Reise quer durch die Insel lernt Georgina nicht nur Mangelwirtschaft, Bürokratie und ihren egoistischen Mann kennen, sondern trifft auch den charmanten Lkw-Fahrer...
-*-
Spielfilm, Kuba 1995, Deutsche Synchronfassung
Regie: Tómas Gutiérrez Alea, Juan Carlos Tabio; Buch: Eliseo Alberto Diego, Tómas Gutiérrez Alea, Juan Carlos Tabio; Kamera: Hans Burmann; Musik: José Nieto
Mit: Conchita Brando (Yoyita), Raúl Eguren (Candido), Mirta Ibarra (Georgina), Carlos Cruz (Adolfo), Jorge Perugorria (Mariano), Idalmis Del Risco (Hilda). Wiederholung im digitalen ARD/ZDF-Bouquet am 22.05.
Der degradierte kubanische Polit-Funktionär Adolfo nutzt die Überführung der verstorbenen Tante seiner Frau Georgina, um dabei ein neues Transportsystem mit bezirksweise wechselnden Leichenwagen zu testen. Auf ihrer Reise quer durch die Insel lernt Georgina nicht nur Mangelwirtschaft, Bürokratie und ihren egoistischen Mann kennen, sondern trifft auch den charmanten Lkw-Fahrer Mariano, der gerade seinem Don Juan-Dasein abschwört. In seinem letzten Film warf der kubanische Filmemacher Tomás Gutiérrez Alea einen tragikomischen Blick auf die Missstände des Tropen-Sozialismus und die clevere Überlebenslust seiner Landsleute.
Die bekannte kubanische Sängerin Yoyita aus Havanna besucht ihre Heimatstadt Guantanamo am anderen Ende der Insel Kuba, wo sie für ihre kulturellen Verdienste geehrt wird. Sie trifft nach 50 Jahren ihre Jugendliebe wieder, den Musiker Candido. Er blieb ihretwegen Junggeselle. Tief gerührt, stirbt Yoyita in seinen Armen. Yoyitas Nichte, die frühere Dozentin Georgina, bittet ihren Mann, den Polit-Funktionär Adolfo, um die Rückführung ihrer Tante nach Havanna. Der degradierte Polit-Funktionär will bei der Gelegenheit sein neues Rationalisierungssystem testen. Zwecks Benzinersparnis soll der Sarg bezirksweise in andere Leichenwagen umgeladen werden. Georgina begleitet ihn und Candido auf der Reise quer durchs Land. Dabei erlebt sie neben der alltäglichen Mangel-Wirtschaft das Improvisationstalent ihrer Landsleute. Während sich ihr Mann Adolfo zusehends als charakterloser Egoist entpuppt, trifft Georgina den Lkw-Fahrer Mariano. Er erkennt in ihr die Dozentin, in die er als Student einst verliebt war. Bei einem erneuten Treffen entlang der Strecke kommen sich die beiden sichtlich näher. Georginas Liebesgefühle kühlen ab, als sie Mariano mit der heißblütigen Schrankenwärterin Hilda erwischt. Adolfo ahnt davon nichts, weil er mit der Erfüllung des absurden Plans alle Hände voll zu tun hat. Eine Hochschwangere, ein gerissener Keilriemen und ein mühsam hinzugestopfter Sarg bringen das Vorhaben durcheinander. Georgina trennt sich schließlich von Adolfo. Bei der Ankunft in Havanna erlebt er eine weitere böse Überraschung: die Särge wurden vertauscht. Georgina merkt dies nicht. Sie wird auf dem Friedhof bereits von Mariano erwartet...
Der bereits schwer krebskranke kubanische Regisseur Tomás Gutiérrez Alea (1921 - 1996) drehte eine tragikomische Parabel auf das lähmende Regime Fidel Castros, als dessen Weggefährte er einst das kubanische Filminstitut aufbaute. "Guantanamera" parodiert das Motto "Sozialismus oder Tod". Als melancholisches Road Movie und Groteske erzählt der Film von der Melancholie vergeblicher Träume, der zeitlosen Macht der Liebe und der cleveren Überlebenslust des kubanischen Volkes.
('Guantanamera')
Regie: Tomas Gutierez Alca, Juan Carlos Tablo Kuba 1995