Band 448: Film 1 Zähler: (1 - 5360) ZDF Mo, 18.12.2000 00:20 100 Min.
deutsch
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iFN: 1234
Bittere Ernte
Melodram
Oberschlesien 1943: Der polnisch-katholische Bauer und Kriegsgewinnler Leon (Armin Mueller-Stahl) versteckt die aus einem Güterzug entkommene Jüdin Rosa (Elisabeth Trissenaar), die während der Flucht ihren Mann und ihren Sohn aus den Augen verloren hat.
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Ohne lange zu zögern, pflegt der Bauer die völlig verstörte und vom Fieber geschüttelte Frau gesund. Rosa, die gebildete Jüdin aus gutem Hause, ist hin und her gerissen zwischen Zuneigung für ihren einfachen, aber liebenswerten Beschützer einerseits und Ekel vor dem opportunistischen und bauernschlauen Mann auf der anderen Seite. Leon ist eine schillernde Figur mit all ihren Ambivalenzen. So nimmt der mit Frauen völlig unerfahrene Landwirt zwar jede Gelegenheit wahr, der im Keller versteckten Rosa eine Freude zu machen, verschweigt ihr andererseits aber eine Nachricht ihres Mannes und besiegelt damit ungewollt ihr Schicksal. Auch nimmt er zunächst ganz patriotisch einen Botengang für den polnischen Widerstand an, als er aber von der Gefährlichkeit des Auftrags erfährt, betraut er bedenkenlos die Schwester des Pfarrers mit der Sache und schickt sie damit in den sicheren Tod. Sein einfacher Glaube erstickt später jede Art von Selbstvorwurf im Keim: Gottes Wege sind unergründlich. In seinem Verhalten spiegelt sich der innere Konflikt eines hochgekommenen ehemaligen Knechts, der mit den Mechanismen der Macht gelernt hat umzugehen, und eines zutiefst religiösen Mannes mit festen moralischen Grundsätzen. Zwischen Rosa und Leon entwickelt sich im Laufe der Zeit eine sehr ungewöhnliche und undurchsichtige Liebe, wie sie nur der Krieg hervorbringen kann. Durch mehrere Zufälle geht diese Liebe aber genauso schnell ein wie sie erblüht war. Am Ende hat Leon zwei Leben zerstört und zwei gerettet, ohne dass er so genau merkte, wie ihm geschah.
"Ich wollte zeigen, dass im normalen Leben und auch während des Krieges Tragödien passieren, die unbekannt bleiben", sagt die Regisseurin Agnieszka Holland, und tatsächlich gelingt es ihr, die ansonsten völlig undarstellbare Grausamkeit des Zweiten Weltkrieges anhand einer Handvoll individueller Schicksale auf rein persönlicher Ebene zu vermitteln. Das kleine Budget hat dabei der kammerspielartigen Intensität des Films in keiner Weise geschadet. Anstatt Zeitgeschichte in den Vordergrund zu stellen, konzentriert sich die Geschichte auf ihre Personen und erreicht mit der gezielten Darstellung der Widersprüchlichkeit der Charaktere eine Form von Glaubwürdigkeit, die eine Großproduktion nur schwer erreichen könnte. Vor allem Armin Mueller-Stahl als Bauer Leon überzeugt mit seinem zurückhaltenden Spiel und vermag bravourös, den Widerstreit von politischem Opportunismus und menschlichem Gefühl in Szene zu setzen. Er zeichnet mit seiner Darstellung einerseits das Psychogramm eines typischen Wendehalses, der durch Treten nach unten und Buckeln nach oben den Krieg übersteht, andererseits aber auch das eines einfachen, durchaus verletzlichen Mannes, der genauso nach Wärme und Zuneigung sucht wie viele andere auch.
Mit dem einfühlsamen Psychodrama "Bittere Ernte" ehrt das ZDF den vielseitigen, international geschätzten deutschen Schauspieler Armin Mueller-Stahl, der am 17. Dezember seinen 70. Geburtstag feiert. Für seine schauspielerische Leistung in Agnieszka Hollands Film wurde er 1985 mit dem Darstellerpreis beim Filmfestival in Montréal ausgezeichnet.
Darsteller:
Leon: Armin Mueller-Stahl
Rosa: Elisabeth Trissenaar
Anna: Käte Jaenicke
Kaspar: Hans Beerhenke
Magda: Isa Haller
Maslanka: Kurt Raab
Eugenia: Margit Carstensen
Mitwirkende:
Regie: Agnieszka Holland
Daten zu Beteiligten / Genannten:
Regie: Agnieszka Holland (Der geheime Garten) BRD 1984
Videobandbelegung Band 448 VHS-PAL/Secam
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