Band 994: Film 1 ARTE Do, 11.09.2003 23:45 95/95 Min.
deutsch
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iFN: 2818
Thema: Materialien
Vorsicht zerbrechlich - Das Glas (1)
Vom Sand zum Licht - Das Glas
Themenabend: Vorsicht zerbrechlich - Das Glas (1)
Die Dokumentation nimmt die Entstehung des Glases in den Blick und verfolgt die Geschichte des Werkstoffes, der über die Jahrhunderte hinweg von der wissenschaftlichen Forschung stetig weiterentwickelt wurde. Die Geschichte reicht von den ersten Glasbläsereien bis hin zur Erfindung neuer gläserner Verbindungen: der Glasfaser.
Dokumentation von Annie Chevalley
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Glas wurde von den Menschen vor etwa 4.000 Jahren entdeckt. Als Fulgurit oder Bestandteil von Meteoriten ist es ein Erzeugnis des Himmels, als Obsidian dagegen das Produkt des feurigen Erdinnern. Man stellte aus dem formbaren und durchsichtigen Material Gebrauchs- und Kultgegenstände her. Im Westen beherrschten die Kulturen des Mittelmeerraums diese Fertigkeiten am besten. Schnell wurde Glas zu einem Werkstoff für Kunstartikel und Handelswaren. Es glänzt dank der seit dem 13. Jahrhundert überlieferten Kunst der in Murano niedergelassenen venezianischen Glasbläser. Noch heute spielt Glas dort eine bedeutende ökonomische Rolle. Was ist das Geheimnis der Farben, das Betriebsgeheimnis des "Kristalls" aus Venedig? "Ein offenes Geheimnis", sagt Dario Stallone, von der Glasbläserei Salviati in Murano. "Vor allem muss die Chemie zwischen der Hand des Menschen und den von den Altvorderen überlieferten Techniken stimmen". Ob als Hohlglas, Flachglas, laminiertes Glas oder als gezogenes Flachglas, der Werkstoff setzt sich durch. Königliche Gemächer verdanken ihm das Tageslicht im Innern - man denke nur an den Spiegelsaal im Schloss von Versailles. Später kamen auch bescheidenere Behausungen in diesen Genuss. Aus der modernen und zeitgenössischen Architektur ist das Glas als Werkstoff und Gestaltungselement nicht mehr wegzudenken. Die wissenschaftliche Forschung verdankt dem Glas eine bereits von Galilei angekündigte Revolution, weshalb der Philosoph Paul Virilio das Glas als einen "metaphysischen Werkstoff" bezeichnet. Dank Glas konnte Newton das Licht untersuchen. Und dass die moderne Welt von der Lichtgeschwindigkeit bestimmt ist, liegt an der Erfindung neuartiger, gläserner Verbindungen - der Glasfaser -, die den Menschen faszinieren und ihn - laut Paul Virilio - glauben lassen, er könne in jedem Augenblick an jedem Ort sein. "Das sind quasi göttliche Bezüge, aber", so Virilio zusammenfassend, "deshalb sind wir noch lange keine Götter".
Erstausstrahlung
Band 994: Film 2 ARTE Fr, 12.09.2003 01:20 25/25 Min.
deutsch
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iFN: 2819
Thema: Materialien
Vorsicht zerbrechlich - Das Glas (2)
Von der Kunst zur Offenbarung - Das Glas
Themenabend: Vorsicht zerbrechlich - Das Glas (2)
Gläserne Kunstobjekte wurden oft von großen Meistern geschaffen, die eng mit Glasbläsereien von Weltruf zusammenarbeiten. So ist beispielsweise die Schule von Nancy repräsentativ für die Meisterwerke der Gebrüder Daum. Der schnell um sich greifende Jugendstil, angeregt durch Emile Gallé, und die Anwendung neuer Techniken durch René Lalique sind weitere Belege für eine blühende Schöpferkraft, die dem Glas eine breite Palette von mattschimmernden oder auch transparenten Oberflächenstrukturen mit zuweilen unvorstellbar sinnlichem samtigem Glanz verleihen. Glas kann auf einfache Weise bearbeitet oder auch wie Stein behauen werden.
Dokumentation von Annie Chevalley
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Gläserne Kunstobjekte wurden oft von großen Meistern geschaffen, die eng mit Glasbläsereien von Weltruf zusammenarbeiten. So ist beispielsweise die Schule von Nancy repräsentativ für die Meisterwerke der Gebrüder Daum. Der schnell um sich greifende Jugendstil, angeregt durch Emile Gallé, und die Anwendung neuer Techniken durch René Lalique sind weitere Belege für eine blühende Schöpferkraft, die dem Glas eine breite Palette von mattschimmernden oder auch transparenten Oberflächenstrukturen mit zuweilen unvorstellbar sinnlichem samtigem Glanz verleihen. Glas kann auf einfache Weise bearbeitet oder auch wie Stein behauen werden. Dann wird es - wie unter den Händen von Stanislas Libensky, dem Vorreiter der tschechischen Schule, die mit böhmischem Kristall arbeitet - zu einer kraftvollen Skulptur. Beim Besuch der Werkstatt des Keramikers und Glasbildhauers Bernard Dejonghe kann man sehen, wie Glas zu einem fast unbeherrschbaren Werkstoff wird, wenn es bestimmten Temperaturen ausgesetzt wird. Dejonghe spielt mit abwechselnden Kalt- und Warmphasen, wodurch er eine Art "massive Leere" herstellt. Dadurch kommt es noch vor dem Polieren der Oberfläche zur Kristallisation. Der Künstler sieht eine Verbindung zwischen seiner Arbeit und der Natur: "Das Gestein der Erdkruste besteht auch aus einer Mischung, die unterschiedlichen Druckverhältnissen, Temperaturen und Abkühlungsgeschwindigkeiten ausgesetzt ist: Jedes Mal kommt etwas anderes dabei heraus. Grundsätzlich ist das auch das Prinzip meiner Vorgehensweise."
In Form von gläsernen Kunstobjekten weiß Glas schon seit jeher zu gefallen. Die Dokumentation stellt die berühmten transparenten Kunstwerke von René Lalique und Stanislas Libensky vor und ist zu Besuch in der Werkstatt des Glasbildhauers Bernard Dejonghe.
Erstausstrahlung
Videobandbelegung Band 994 VHS-PAL/Secam
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