Band 718: Film 1    Zähler: (1 -  )    ARTE     Do, 18.04.2002 22:25    45 Min.   

deutsch

  iFN: 2047  

Die Macht der Täuschung (1)

Schöne neue Welt - Der Sieg des Virtuellen

Dokumentation

Themenabend: Die Macht der Täuschung (1/3)

Die Menschheit hat einen großen Fortschritt getan: Wir können Bomben testen, ohne sie wirklich zu zünden, Panzermanöver abhalten, ohne aus dem Haus zu gehen, an Autos rumbasteln, bevor wir sie gebaut haben, Flugzeuge fliegen, ohne in der Luft zu sein, chemische Prozesse beobachten, die kein Auge je erblicken könnte, operieren, ohne dass ein Patient wirklich da ist. Wir können künstliche Wesen erzeugen, die völlig selbständig unangenehme Arbeiten übernehmen, Gäste freundlich empfangen, die jederzeit und an jedem Ort der Welt Bildungsinteressierte durch berühmte oder längst zerstörte Bauwerke führen. Wir können uns von Psychiatern, die nicht wirklich mitfühlen, behandeln lassen und in Kaufhäusern, die nie gebaut wurden, einkaufen. All das wird durch die virtuelle, von Computern künstlich erzeugte Welt, möglich.
Dokumentation von Henning Burk
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Wir gewöhnen uns immer mehr an das Virtuelle, so sehr, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, dass es nur vorgetäuscht ist. Es muss uns schließlich auch egal werden, denn die künstliche Welt wird immer mehr ein Teil unseres Lebens. Wir sind auf sie angewiesen und werden immer mehr von ihr abhängig. Der französische Philosoph Jean Baudrillard hat die ständig wachsende Ersetzung der realen Welt durch eine synthetische kritisiert. Er hat den Prozess sogar mit dem deutschen Wort "Endlösung" belegt: Die völlige Vernichtung der Wirklichkeit. Schon länger mahnen kritische Stimmen, dass die Phantomwelt der Medien uns immer mehr vereinnahmt. Das gelingt ihr tatsächlich so spielend, weil künstliche Träume mehr den Wünschen entsprechen als die konfliktreiche reale Welt. Was aber passiert hinter der aufgebauten Scheinwelt, welche der Informationen, die uns präsentiert werden, sind wahr? Gibt es in der Welt der Informationen überhaupt noch überprüfbares Wissen? Oder ist die Angst völlig übertrieben. Der Film von Henning Burk versucht den Weg zu einem kritischen Umgang mit der schönen neuen virtuellen Welt aufzuzeigen.

D 2001

Band 718: Film 2       ARTE     Do, 18.04.2002 23:10    45 Min.   

deutsch

  iFN: 2048  

Die Macht der Täuschung (2)

Das wahre Gesicht

Täuschungen und Offenbarungen des Antlitzes

Dokumentation

Themenabend: Die Macht der Täuschung (2/3)

Seit der Antike sinnen die Philosophen und die Theologen, die Anthroposophen und vor allem die Künstler darüber nach, ob die menschliche Physiognomie untrüglicher Spiegel der inneren Wahrheit des Menschen ist oder nur ein grandioses Bühnenbild für Täuschungen und zwischenmenschliche Verwirrspiele aller Art. Findet die Seele tatsächlich ihren Ausdruck im Körper? Offenbaren sich das Gute und das Böse tatsächlich im Antlitz. Letztendlich sind alle Versuche, den Menschen über seine Physiognomie untrüglich zu durchschauen, gescheitert. Und doch ist die Bedeutung der Physiognomie in unserer Massengesellschaft so groß wie nie zuvor.
Dokumentation von Elisabeth Pfister
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Nie sind wir täglich so vielen fremden Menschen begegnet und mussten sie in so rasender Geschwindigkeit beurteilen wie heute. Der Film "Das wahre Gesicht" spürt der Faszination und den Ängsten nach, mit denen wir die eigene und die fremde Physiognomie durchforschen. Er stellt einen Schweizer Physiognomiker aus Zürich vor, der sowohl Firmen und wie auch Privatleute als Gesichtsdeuter berät. Ein Ausflug in die Kriminalgeschichte erzählt von den frühen Versuchen, aus Täterfotografien physiognomische Lehren über die Delinquenten zu ziehen. Ein wichtiges Kapitel des Films erzählt von Menschen, die ihr Gesicht aus Krankheitsgründen "verloren" haben: So von einer jungen Frau, die von Geburt an unter einer kompletten, unheilbaren Gesichtslähmung, dem sogenannten "Moebius-Syndrom", leidet und weder in der Lage ist, zu lächeln oder zu weinen oder das Gesicht zu verziehen. Wie kommuniziert sie mit Menschen, wie kann sie sich überhaupt ausdrücken? Und wie regieren andere auf ihre tote Mimik? Mit unserem Gesicht wollen wir uns nicht nur den anderen zeigen, wir wollen darin auch in uns selbst lesen können und unsere eigene "Wahrheit" darin wiederfinden. Was aber, wenn wir uns in unserer eigenen Physiognomie nicht annehmen können? Vor allem Frauen werden dann von traumatischer Selbstablehnung gequält und suchen oft Hilfe bei Schönheitschirurgen. Zwei Frauen berichten davon. Das Gesicht und der Tod: Ein altes und tief existentielles Motiv. Die Herstellung von Totenmasken reicht bis in die Kultur der alten Ägypter zurück. Aber sie werden bis heute hergestellt. Ein Bildhauer, der mehr als 200 Totenmasken abgenommen hat, erzählt von seinen Erfahrungen mit den Toten und ihren Angehörigen. Der Film lässt schließlich einen Mann zu Wort kommen, der auf tief berührende Weise davon erzählt, wie die Totenmaske seiner über alles geliebten Frau ihm hilft, sie zu vergegenwärtigen und mit ihr weiterzuleben. "Das wahre Gesicht" erzählt auf vielfältige Weise von den Täuschungen und den Offenbarungen dieses schicksalhaftesten Teils des menschlichen Körpers.

D 2001

Band 718: Film 3    Zähler: ( -  5470)    ARTE     Do, 18.04.2002 23:55    50 Min.      Aufnahmestatus: abgeschnitten

deutsch

  iFN: 2049  

Die Macht der Täuschung (3)

Die Kunst der Täuschung

Dokumentation

Themenabend: Die Macht der Täuschung (3/3)

"Die Urlust am Täuschen, am Betrügen, am Fälschen, gegen den Augenschein etwas zu machen, ...das ist natürlich erst mal eine diebische Freude, wenn es einem gelingt", sagt der Maler Jan Peter Tripp, "aber jede Trompe l'œil-Malerei, jede Malerei überhaupt, wird erst geschärft durch den Gedanken, der dahintersteht, durch das Anliegen." Der Natur nicht nur zu ähneln, den Augen nicht nur zu gefallen, sondern sie zu täuschen - all das gehörte zu den Herausforderungen an die Malerei in Renaissance und Barock. Die Endlichkeit des Wirklichen, die Irrtümer der Sinne, und damit die Schwächen der menschlichen Natur aufzuzeigen, das waren Ideen, die die Trompe l'œil-Maler bewegten. Heute ist die Reproduzierbarkeit von Realität - und Kunstwerk - ein Thema der modernen
Dokumentation von Barbara Dickenberger
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Die Photorealisten, z. B., haben sich dem "täuschend Echten" verschrieben, doch statt der primären Realität liegt ihren Werken die sekundäre Realität der Photographie zugrunde. Ihr irritierendes Moment beziehen sie aus der Dialektik von profanem "Way of life" und dem schönen Schein, der glatten Oberfläche. "Das Interessante ist ja," sagt Kunsthallendirektor Matthias Winzen, "dass viele Künstler den Vorgang der Täuschung als Ent-Täuschung in ihre Kunst wieder einbauen, sie klären über ihr Tun in ihren Werken auch wieder auf," - wie der Fotokünstler John Hilliard, der nach dem Motto arbeitet: "Nicht die Darstellung der Realität ist das Wesentliche, sondern die Realität der Darstellung". Die eigentlichen Nachfolger der Augentäuscher früherer Jahrhunderte sollte man in unserer Zeit vielleicht unter denen suchen, die mit digitalen Techniken täuschende Bilder herstellen. "Virtuelle Realität kann 'Magie' erzeugen", behauptet die Medienkünstlerin Agnes Hegedüs, und fühlt sich dabei der Weltanschauung des Barock und des Manierismus, in der Kunst und Wissenschaft parallel verliefen, wieder sehr nahe. "Die Kunst der Täuschung" ist eine Zeitreise zwischen Wirklichkeit und Illusion, zwischen schönem Schein und Wahrnehmungsanalyse, zwischen Wunderkammer und virtuellem Museum

D 2001