Band 1008: Film 1 ARTE ( Arte/NDR © ) Fr, 24.10.2003 20:45 90/87 Min.
iFN: 2870
Thema: Politik
Im Schatten der Macht (2)
Doku-Drama
Im Schatten der Macht (2/2)
Im Zuge der Ermittlungen gegen Willy Brandts Referenten Günter Guillaume zieht sich zunehmend ein Gespinst aus Fantasie und Halbwahrheiten zusammen. Der Verfassungsschutz verdächtigt Guillaume, intime Details über Brandts vielfältige Damenbesuche an die DDR weiter gegeben und damit den Kanzler erpressbar gemacht zu haben. Um einem Skandal zu entgehen, beschließt Brandt zurückzutreten.
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Der Kanzler weiß inzwischen Bescheid über das "Gespinst von blühender Phantasie und Halbwahrheiten", das sich um ihn zusammenzieht. Seine Stimmungen schwanken. Dunkle Ahnungen, Depressionen, sogar Selbstmordgedanken wechseln abrupt mit Zuversicht und Kampfeswillen. Kann er mit einer Kabinettsumbildung zum Angriff übergehen? Genscher wird nicht freiwillig gehen, und Brandt kann ihn nicht zwingen, denn das würde das Regierungsbündnis mit der FDP gefährden. Im Amt des Vizekanzlers und FDP-Vorsitzenden ist Genscher designierter Nachfolger von Walter Scheel, der fest entschlossen ist, sich schon in wenigen Wochen zum Bundespräsidenten wählen zu lassen.
Während sich die Anzeichen dafür mehren, dass die pikanten Storys der Leibwächter durch dunkle Kanäle der Geheimdienste bereits zur Opposition und damit auch zur Boulevardpresse durchgesickert sind, kommt es am Abend des 4. Mai zum Gespräch unter vier Augen zwischen Herbert Wehner und Willy Brandt während einer Klausur der SPD mit Gewerkschaftsführern in Bad Münstereifel.
Das Gespräch endet in eisiger Kälte. Brandt hat nicht den Eindruck gewinnen können, von Wehner und der SPD-Fraktion den Rückhalt zu bekommen, den er gebraucht hätte, um die Affäre durchzustehen. Wehner hat ihn aufgefordert, selber zu entscheiden, und zwar binnen 24 Stunden. Noch in der Nacht entschließt Willy Brandt sich zum Rücktritt und verkündet diesen Entschluss am nächsten Morgen der in Münstereifel versammelten SPD-Spitze. Helmut Schmidt, den Brandt als seinen Nachfolger benennt, verliert die Beherrschung: So will er nicht Kanzler werden! Es entgeht Brandt nicht, dass Wehner diesen Gesprächen meist schweigend beiwohnt.
Den Rücktrittsbrief an den Bundespräsidenten Heinemann schreibt der Kanzler schon am Abend des 5. Mai, aber er zögert auch am 6. Mai noch bis zum Abend, den Boten mit diesem Brief auf den Weg zu schicken. Brandts Widerstreit der Gefühle und Stimmungen ist nervenaufreibend für alle Beteiligten, nicht nur im Kanzleramt. Einmal erscheint auch Genscher im Vorzimmer, geht aber wieder, ohne Brandt gesprochen zu haben.
Es ist wohl Egon Bahr, Brandts engster politischer Freund, der die endgültige Entscheidung herbeiführt. Bahr rät zum Rücktritt, solange der Kanzler noch Herr seiner Entschlüsse ist und nicht von anderen aus dem Amt gedrängt wird. Eine Neuauflage der Schmutzkampagnen, die Brandt aus den Bundestagswahlkämpfen 1961 und 1965 zur Genüge kennt, würde er nicht mehr durchstehen. Aber niemand kann den zurückgetretenen Willy Brandt daran hindern, Führungsfigur der europäischen Sozialdemokratie zu werden.
Am Abend schickt Brandt den Amtschef Grabert mit dem Rücktrittsbrief zu Heinemann und versammelt seine Getreuen zu einem Abschiedsdrink. Als er das Bundeskanzleramt verlässt, bittet ihn sein Chefleibwächter unter Tränen um Verzeihung: Er sei gezwungen worden, auch über den privaten Bereich des Kanzlers auszusagen.
In der Nacht, nachdem erste Rücktrittsmeldungen über die Ticker laufen, zieht ein Fackelzug von hundert jungen Menschen zur Dienstvilla des Kanzlers auf dem Venusberg. Willy Brandt zeigt sich nicht.
Personen:
Willy Brandt Michael Mendl
Günter Guillaume Matthias Brandt
Arno Wolfgang Grindemann
Hans Dietrich Genscher Dieter Pfaff
Dr. Günter Nollau Michael Quast
Herbert Wehner Jürgen Hentsch
Rut Brandt Barbara Rudnik
Egon Bahr Rudolf Kowalski
Helmut Schmidt Markus Boysen
Walter Scheel Felix von Manteuffel
und andere
Musik: Klaus Doldinger
Kamera: Hans Grimmelmann
Buch und Regie: Oliver Storz
Wer war was? www.daserste.de/schattendermacht/werwarwas.asp
Die Darsteller: www.daserste.de/schattendermacht/darsteller.asp
Teil 2: Freitag, den 24. Oktober 2003, um 20.45 Uhr:
„Im Schatten der Macht“ (2/2)
Deutschland 2003, ARTE/ NDR, Erstausstrahlung, 16:9, 87 Min.
ARTE strahlt diesen Film in einer untertitelten Fassung für Hörgeschädigte aus.
ARTE strahlt diesen Film auch in einer Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte aus
Daten zu Beteiligten / Genannten:
Regie: Oliver Storz (Der Unschuldsengel, Drei Tage im April) D 2003
Eine Gegenüberstellung der
echten Personen mit ihren Darstellern
finden Sie hier:
Original und Fälschung
Links zum Film: Im Schatten der Macht
Band 1008: Film 2 ARD ( MDR © ) Mi, 26.11.2003 21:45 45/45 Min.
deutsch
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iFN: 2899
Thema: Politik
Sex, Skanadale, Politik (1)
Die Erotik der Macht
Dokumentation Menschen
Sex, Skanadale, Politik (1/2)
Teil 1 von "Sex. Skandale. Politik." schlägt den Bogen von den 50er bis in die 70er Jahre. Deutlich wird der Wandel der Moral. Auf die prüde Adenauer-Ära folgt die sexuelle Revolution. Die Gesellschaft verändert sich, damit auch die Rahmenbedingung für Sex und Moral in der Politik.
Zweiteiliger Film von Tom Ockers und Michael Jürgs
Zu Teil 1: www3.mdr.de/dokumentationen/sex-und-macht.html
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Die 50er. Es ist konservativ, das erste Jahrzehnt im westdeutschen Wirtschaftswunderland. Es regiert die CDU, an der Spitze ein Patriarch, Konrad Adenauer. Die Medien zeichnen das Bild von Politikern als treu sorgende Familienväter. Öffentliche Skandale - Fehlanzeige. Doch hinter vorgehaltener Hand wird über die vermeintliche Homosexualität des Bundesaußenministers von Brentano getuschelt - und flugs werden Presseberichte lanciert, nach denen der begehrte Junggeselle auf Freiersfüßen wandele.
Auch in Deutschland Ost regiert die Prüderie. Die SED gibt sich als Wächter der sozialistischen Moral, das Privatleben der Politbüromitglieder unterliegt genauester Beobachtung. Wie beim verheirateten Erich Honecker, der sich in Margot Feist verliebt hat. Erst nach Jahren finden beide zusammen, nachdem die Partei jahrelang mit Zuckerbrot und Peitsche versucht hat, den prominenten Genossen wieder auf den Pfad der ehelichen Tugend zurückzubringen.
Die ersten großen öffentlichen "Sex-Skandale" ereignen sich in den frühen 60er Jahren. Der Wehrbeauftragte der Bundesregierung, Helmuth von Grolmann, soll eine Beziehung mit einem 17-jährigen Kellner gehabt haben. Von Grolmann begeht einen Selbstmordversuch, wird gerettet. In der Presse ist von einer Intrige die Rede, Parallelen zur Fritsch-Blomberg-Affäre des Jahres 1938 werden gezogen. Doch der Wehrbeauftragte ist politisch am Ende, er wird zu drei Monaten Haft verurteilt.
1961 gerät auch das Privatleben von Willy Brandt ins Visier, angebliche Affären werden dem Regierenden Bürgermeister von Berlin nachgesagt und im Wahlkampf gegen ihn benutzt. Mehr als 10 Jahre später kommen ähnliche Zusammenhänge im Rahmen der Guillaume-Affäre ans Licht. Brandt tritt zurück.
Band 1008: Film 3 ARD ( MDR © ) Mi, 26.11.2003 23:30 45/44 Min.
deutsch
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iFN: 2900
Sex, Skanadale, Politik (2)
Die Erotik der Macht
Mehrteiler: Sex, Skanadale, Politik (2/2)
Teil 2 von "Sex. Skandale. Politik." konzentriert sich auf die 80er Jahre und rekonstruiert die Entwicklung bis heute.
Zweiteiliger Film von Tom Ockers und Michael Jürgs
Zu Teil 2: www3.mdr.de/dokumentationen/sex-und-macht2.html
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Es ist die Zeit der von Helmut Kohl propagierten "geistig-moralischen Wende". Die 80er bringen die heftigsten Skandale hervor, in denen das Privatleben von Politikern in das gleißenden Scheinwerferlicht von Öffentlichkeit und Medien gezerrt wird.
Die Kießling-Affäre. Da wird einem NATO-General nachgesagt, er sei homosexuell, verkehre in obskuren Homo-Bars. Er wird entlassen, ein Sicherheitsrisiko. Dass das alles so nicht stimmt, finden Journalisten heraus. Der Skandal beschäftigt das politische Bonn über Monate, gehen muss keiner.
Die Barschel-Affäre. Ein Tiefpunkt deutscher Nachkriegsgeschichte. Auch hier wird mit Sex Politik gemacht, schmutzige Politik. Er habe sich mit Aids angesteckt, wird dem SPD-Herausforderer Björn Engholm per Telefon mitgeteilt. Sein Gesprächspartner: ein falscher Arzt. Der Auftraggeber: CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel. Auf den Rufmord folgt der Selbstmord.
Die Waigel-Affäre. Er will Ministerpräsident werden, aber sein Privatleben passt nicht in die heile Scheinwelt des katholischen Bayern. Er lebt getrennt von seiner Frau, hat eine neue Lebenspartnerin. Bisher haben alle geschwiegen, plötzlich interessieren sich die Medien im Vorfeld der Wahl für die Geschichte. Waigel unterliegt schließlich Edmund Stoiber.
Schließlich die neue Berliner Republik. Nichts scheint so egal wie das Privatleben der Politiker. Doch belanglos ist es keineswegs. Scheidungen, neue Partnerinnen, das sind die Storys, auf die sich die Yellow Press stürzt. Umso besser, wenn sich ein (noch verheirateter) Verteidigungsminister im Pool mit seinem neuen Lebensglück ablichten lässt. Auch seriöse Medien vermelden längst, was es Neues gibt auf dem Boulevard Berlin, wer mit wem, seit wann und warum. Politiker als Showstars?
Nicht ganz! Denn längst hat sich eine neue Kraft zu Wort gemeldet: die Zunft der Medienanwälte. Sie verteidigen das ganz Private der Politiker mit harten Bandagen, drohen mit millionenschweren Schadenersatzklagen. Nicht nur die Haarfarbe des Bundeskanzlers wird plötzlich vor Gericht verhandelt. Auch der Bericht einer englischen Zeitung über Eskapaden wird gerichtlich zur Falschmeldung erklärt.
Videobandbelegung Band 1008 VHS-PAL/Secam
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