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Stand: 23.05.2001 Zum Bandende |
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Dessau liegt zwei Zugstunden von Berlin entfernt. Hier entstand 1926 nach Entwürfen von Walter Gropius die Hochschule für Gestaltung, das Bauhaus. Gegründet wurde es 1919 in Weimar in einem bereits existierenden öffentlichen Gebäude...
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Dessau liegt zwei Zugstunden von Berlin entfernt. Hier entstand 1926 nach Entwürfen von Walter Gropius die Hochschule für Gestaltung, das Bauhaus. Gegründet wurde es 1919 in Weimar in einem bereits existierenden öffentlichen Gebäude. Aus politischen Gründen - Druck vonseiten der örtlichen Rechten - wurde es aber 1925 nach Dessau verlegt, wo der Stadtrat Gropius Mittel für die Errichtung des neuen Bauhaus-Komplexes zur Verfügung stellte. Das eigenartige Gebäude mit seinen geradwinkligen Glasfassaden und seinen Flachdächern sollte zu einem der markantesten Beispiele der Architektur des 20. Jahrhunderts werden. Ziel des Bauhauses war es, die Trennung von Kunst und Produktion durch eine Rückkehr zum Handwerk zu überwinden und unter Einbeziehung verschiedenster Disziplinen eine neue industrielle Formgebung zu schaffen. Da sich das von der Stadt zur Verfügung gestellte Gelände etwas außerhalb der Stadt befand, wurde der Bau nicht von vorhandenen städtischen Strukturen eingeengt. So konnte Gropius seine Schule bedarfsgerecht konzipieren und ihr die gewünschte Form geben. Er legte einen weitläufigen Campus an, auf dem sich bewusst asymmetrisch gestaltete Formen ineinander verschachteln: die Architektur der Gebäude wird durch die jeweiligen Nutzungen für Werkstätten oder Verwaltung bedingt.
Auf den ersten Blick ist das Bauhaus nur schwer zu verstehen. Gropius selbst erläuterte es oft anhand von Luftbildern, die die verschiedenen Gebäude mit ihrer räumlichen Aufteilung verständlich machen. Zum besseren Verständnis muss man sich das Bauhaus auch aus wechselnden Perspektiven erschließen, seine aus Gebäuden und freier Fläche bestehende Gesamtarchitektur in der Bewegung wahrnehmen. Der Quader der Hochschule für Gestaltung, in dem die großen Bauhauswerkstätten untergebracht sind, wurde von Gropius als Hauptbestandteil des Komplexes angelegt. Es ist ein nüchterner, funktionaler Bau, den weder Mauern noch Trennwände einengen oder begrenzen. An den von den Stadtvätern in Auftrag gegebenen Technischen Lehranstalten steht die architektonische Gestaltung ganz offensichtlich weniger im Vordergrund; hier sind die Studenten den Blicken anderer weniger ausgesetzt. Durch die Glas- und Steinstruktur an der Fassade des Atelierhauses, das den Studenten als Treffpunkt dient, will Gropius verdeutlichen, dass sich dieser Ort durch seinen vertraulicheren Charakter von den Arbeitsräumen unterscheidet. Die Wohnateliers der Studenten liegen in den obersten Stockwerken. An die Stelle der Glasfassaden treten hier gestalterische Elemente, die mit Schwarzweiß-Effekten und mit Licht und Schatten spielen. In der Mitte des Campus befinden sich die Verwaltung und das Baubüro des Direktors. Sie fungieren als Bindeglieder zwischen den beiden Schulen, dem Bauhaus und dem Werkstättentrakt. Hier verwirklichte Gropius die Idee einer zweigeschossigen Brücke, in der die beliebteste Werkstatt untergebracht ist: die Architekturwerkstatt. Nach der Konzeption der Gebäude und ihrer Funktionen musste Gropius ihre Orientierung festlegen: Die Sonne geht auf der Seite der Studentenwohnräume auf, und der Hauptquader der Werkstätten verläuft in Ost-West-Richtung, so dass die Werkstätten den ganzen Tag lichtüberflutet sind.
Das Gebäude des Bauhauses ist ein veritables Manifest für eine Ästhetik der Transparenz. Doch ist es auch ein Ort der Freiheit, oder ist jegliche Form der Intimität aus ihm verbannt? Wie dem auch sei, das Bauhaus war mehrere Jahre lang Nährboden einer unglaublichen Kreativität, und die Strenge, ja die Starre des Baus geben dieser unbändigen Energie einen Rahmen: Alle Räume stehen miteinander in Verbindung, alles fördert die Bewegung, den Austausch und den Kontakt der Studenten mit den verschiedenen Räumen und Disziplinen. Selbst die Treppen werden in diesem geschlossenen Komplex zu Orten der Begegnung und zu Inspirationsquellen für die Fotografen und Maler der Schule.
Schon 1926, ein Jahr nach Baubeginn, galt das Bauhaus, das Stadt, Fabrik und Schule zu einer Einheit verbindet, als Gropius' Hauptwerk und war eines der am meisten kommentierten und gefilmten Architekturbeispiele in Europa. Doch es wurde schnell zum Politikum und musste 1932, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Dessau, nach Berlin umziehen, wo es letztendlich geschlossen wurde. Der Plan, das als Provokation empfundene Gebäude teilweise abzureißen, wurde schließlich fallengelassen, und die Nationalsozialisten nutzten das Bauhaus als Ausbildungsstätte für ihre Parteikader.
Auch den Kommunisten gefiel das Bauhaus nicht, doch auch sie wagten nicht, es abzureißen und ließen in den 50er-Jahren die durch Bombardierungen beschädigten Gebäudeteile notdürftig ausbessern. Erst 20 Jahre später wurde das Bauhaus restauriert. Gropius ließ sich in den USA nieder und gelangte dort als radikaler Erneuerer der amerikanischen Architektur zu Berühmtheit. Er starb 1969 in Boston.
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Lyon-Satolas hat nichts mehr mit den zentral gelegenen Kopfbahnhöfen des 19. Jahrhunderts gemein; es ist ein stadtferner Verkehrsknotenpunkt, der Luft-, Schienen- und Straßenverbindungen vernetzt. Obwohl die hohen technischen Anforderungen und die gigantischen Ausmaße der Anlage nur wenig Freiraum für Fantasie ließen, ist dem Architekten ein großartiges Bauwerk gelungen
Dokumentation von Richard Copans und Stan Neumann, ARTE F, Frankreich 2000
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Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke des 19. und 20. Jahrhunderts. Der TGV-Bahnhof in Lyon-Satolas wurde 1994 anlässlich der Olympischen Spiele von Albertville eröffnet. Der Bau dieser spektakulären Anlage für den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV auf dem Gelände des Flughafens von Lyon war für den Architekten und Ingenieur Santiago Calatrava eine Herausforderung und zugleich Gelegenheit, der modernen Technik ein Denkmal zu setzen.
Lyon-Satolas hat nichts mehr mit den zentral gelegenen Kopfbahnhöfen des 19. Jahrhunderts gemein; es ist ein stadtferner Verkehrsknotenpunkt, der Luft-, Schienen- und Straßenverbindungen vernetzt. Obwohl die hohen technischen Anforderungen und die gigantischen Ausmaße der Anlage nur wenig Freiraum für Fantasie ließen, ist dem Architekten ein großartiges Bauwerk gelungen: Die Bahnhofshalle, eine aluminiumverkleidete Stahlkonstruktion, die sich über den Gleisbereichen und den Bahnsteigen aus Beton erhebt, erinnert mit ihren beiden ausgebreiteten Riesenflügeln an einen zum Flug ansetzenden Vogel - oder an einen Faltvogel aus Papier, denn in Calatravas Schaffen findet sich stets auch ein Fünkchen Ironie.
Der 1951 geborene spanische Architekt absolvierte an der Polytechnischen Hochschule Zürich zusätzlich ein Ingenieurstudium. Er nimmt in der zeitgenössischen Architektur eine Sonderstellung ein. Mit seinem bewusst figurativen Baustil erteilt er dem alles beherrschenden Rationalismus der "moralisierenden Tendenzen in der zeitgenössischen Architektur" eine Absage und setzt dieser Auffassung eine "Kunst des Möglichen" entgegen.
Sein bildhauerischer und zugleich organischer Ansatz zeugt von einem ganz eigenen, poetischen Herangehen, das sich auf eine virtuose Beherrschung des Kräftespiels stützt und stets versucht, bis an die Grenzen des Möglichen vorzudringen.
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Lyon-Satolas hat nichts mehr mit den zentral gelegenen Kopfbahnhöfen des 19. Jahrhunderts gemein; es ist ein stadtferner Verkehrsknotenpunkt, der Luft-, Schienen- und Straßenverbindungen vernetzt. Obwohl die hohen technischen Anforderungen und die gigantischen Ausmaße der Anlage nur wenig Freiraum für Fantasie ließen, ist dem Architekten ein großartiges Bauwerk gelungen
Dokumentation von Richard Copans und Stan Neumann, ARTE F, Frankreich 2000
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Lyon-Satolas hat nichts mehr mit den zentral gelegenen Kopfbahnhöfen des 19. Jahrhunderts gemein; es ist ein stadtferner Verkehrsknotenpunkt, der Luft-, Schienen- und Straßenverbindungen vernetzt. Obwohl die hohen technischen Anforderungen und die gigantischen Ausmaße der Anlage nur wenig Freiraum für Fantasie ließen, ist dem Architekten ein großartiges Bauwerk gelungen: Die Bahnhofshalle, eine aluminiumverkleidete Stahlkonstruktion, die sich über den Gleisbereichen und den Bahnsteigen aus Beton erhebt, erinnert mit ihren beiden ausgebreiteten Riesenflügeln an einen zum Flug ansetzenden Vogel - oder an einen Faltvogel aus Papier, denn in Calatravas Schaffen findet sich stets auch ein Fünkchen Ironie.
Der 1951 geborene spanische Architekt absolvierte an der Polytechnischen Hochschule Zürich zusätzlich ein Ingenieurstudium. Er nimmt in der zeitgenössischen Architektur eine Sonderstellung ein. Mit seinem bewusst figurativen Baustil erteilt er dem alles beherrschenden Rationalismus der "moralisierenden Tendenzen in der zeitgenössischen Architektur" eine Absage und setzt dieser Auffassung eine "Kunst des Möglichen" entgegen.
Sein bildhauerischer und zugleich organischer Ansatz zeugt von einem ganz eigenen, poetischen Herangehen, das sich auf eine virtuose Beherrschung des Kräftespiels stützt und stets versucht, bis an die Grenzen des Möglichen vorzudringen.
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Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke des 19. und 20. Jahrhunderts. In Saint-Germain-des-Prés im Herzen von Paris liegt die Hochschule für Bildende Künste, die École Nationale Supérieure des Beaux Arts, die das gesamte 19. Jahrhundert hindurch das non plus ultra des Kunstunterrichts in Europa darstellte...
Dokumentation von Catherine Adda, ARTE F, Frankreich 2000
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Die Dokumentationsreihe "Baukunst" präsentiert herausragende Bauwerke des 19. und 20. Jahrhunderts. In Saint-Germain-des-Prés im Herzen von Paris liegt die Hochschule für Bildende Künste, die École Nationale Supérieure des Beaux Arts, die das gesamte 19. Jahrhundert hindurch das non plus ultra des Kunstunterrichts in Europa darstellte. Die Schule, zwischen der Rue Bonaparte und dem Quai Malaquais gelegen, umfasst heute gut 2 Hektar. Sie setzt sich aus Gebäuden verschiedener Epochen zusammen und stellt eine Art Stadt in der Stadt dar.
Zeichnen, nach dem Vorbild der Antike oder eines Meisters kopieren... Jahrhundertlang war das die Grundlage des von der Akademie definierten Kunstunterrichts. Zu diesem Zweck häuften sich dort Modelle, architektonische Bruchstücke und Kopien der Gemälde von Renaissancemeistern. François Debret, der erste mit der Raumgestaltung beauftragte Architekt, beschränkte sich bei seinem Projekt auf den Garten am äußersten Ende des Grundstücks, wo er zwei neue Gebäude errichten wollte. Félix Duban, ein junger Student, der von Anfang an am Projekt mitarbeitete, gewann 1823 den "Prix de Rome" und ging für 5 Jahre in die Villa Medicis. Dem Preisträger des "Prix de Rome", dem die Académie de France einen fünfjährigen Aufenthalt in Rom finanzierte, war nach seiner Rückkehr die Karriere sicher. Kurz nach seiner Rückkehr aus Rom wurde Félix Duban dann im Zuge der Revolution von 1830 zum Architekten der École des Beaux Arts ernannt. Duban sollte das seit mehreren Jahren ruhende Projekt von Debret wiederbeleben. Keine einfache Aufgabe. Er fand ein von Debret fertiggestelltes und ein begonnenes Gebäude vor, beide zwischen älteren Gebäuden eingezwängt und ohne Zugang zur Straße. Als erste Maßnahme entfernte er die alten Konstruktionen, die den Blick auf das Palais verstellten. Den drei älteren Gebäuden wies er drei verschiedene Funktionen zu. Das sogenannte Logen-Gebäude diente fortan den Wettbewerben. Das Palais, nunmehr von trivialen Funktionen befreit, wurde in das dem Studium dienende Museum verwandelt und enthält Sammlungen, die Bibliothek und einen Raum für die Preisverleihung.
Aber das Verdienst von Dubans Konzeption besteht vor allem darin, dass er sich nicht damit begnügte, Modelle im Innern der Mauern auszustellen: Die Mauern selbst erhielten museale Funktion. Um das im hinteren Teil des Terrains eingeschlossene Studien-Palais freizulegen, entwarf Duban eine halbkreisförmige Exedra, durch die eine Art Ehrenhof vor dem Palais entstand. Den Durchgang von diesem Hof zum Lenoire-Garten bildet der Gaillon-Bogen, nach dem gleichnamigen Schloss aus der französischen Renaissance benannt, wo er herstammt. Diesen Bogen, ein Rest des Musée des Monuments Français, hatte Lenoire dort aufgestellt, und Duban war von seiner Schönheit so beeindruckt, dass er ihn zum Kernstück seiner Raumkomposition machte. Das war für ihn die Gelegenheit, Spuren der Geschichte in seine Konzeption aufzunehmen. Auch das von Philibert Delorme erbaute Château d'Anet, ein Meisterwerk der französischen Renaissance, war während der Französischen Revolution zerstört worden. Duban nahm auch das Hauptportal in seine Konstruktion auf, indem er architektonische Bruchstücke in die Bögen einließ, die dadurch eine Art Freiluftmuseum darstellen. Mit der chronologischen Anordnung von Bruchstücken knüpfte Duban an eine Idee von Alexandre Lenoire an. Die Mauern werden zum pädagogischen Anschaungsmaterial zur Geschichte der Architektur, die über Antike und italienische Renaissance hinausreicht und zugleich die Kontinuität der Entwicklung veranschaulicht.
Duban starb 1870, erbittert darüber, nur Restaurationen, so angesehen sie auch sein mochten, geleistet zu haben. Aber Duban hat mit seiner Konzeption den sogenannten "beaux-arts-Stil" geprägt, der erheblichen Einfluss auf Generationen von Architekten in Europa, Afrika und sogar Amerika ausübte.
Das unvollendet gebliebene, damals moderne Werk Dubans ist heute nicht mehr erkennbar, da dem Betrachter des 21. Jahrhunderts die Bezugspunkte fehlen. Wie die Ruinen des Antiken Rom hat auch Dubans Schule das Schicksal der Zeit ereilt.
F 2000
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Rem Koolhaas, der wichtigste Vertreter der Postmoderne, baut auf den Höhen von St. Cloud eine Villa. Ein kühnes Unterfangen in einer reichen Pariser Vorstadt. Herr und Frau B. haben in St. Cloud ein besonderes Grundstück gekauft: die Hälfte einer zwischen zwei Straßen gelegenen große Parzelle; auf dem höher gelegenen Teil des Geländes steht ein Haus mit Swimmingpool und...
Dokumentation von Richard Copens, ARTE F, Frankreich 1995
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Rem Koolhaas, der wichtigste Vertreter der Postmoderne, baut auf den Höhen von St. Cloud eine Villa. Ein kühnes Unterfangen in einer reichen Pariser Vorstadt.
Herr und Frau B. haben in St. Cloud ein besonderes Grundstück gekauft: die Hälfte einer zwischen zwei Straßen gelegenen große Parzelle; auf dem höher gelegenen Teil des Geländes steht ein Haus mit Swimmingpool und unterhalb davon eine große Baumwiese. Herr und Frau B. haben beide eine große Leidenschaft ... die Architektur. Sie wünschen sich einen ausgefallenen Entwurf, ein Haus aus Glas, um in den Genuss des Gartens zu kommen, den sie mit viel Liebe pflegen. Sie suchen nicht einen Architekten, sondern den Architekten, der in der Lage ist, ihre Ideen und Vorstellungen umzusetzen. Sie entscheiden sich schließlich für einen holländischen Architekten, der noch kein Bauvorhaben realisiert hat: Rem Koolhaas.
Bei der Durchführung des Vorhabens hat er mit zwei Schwierigkeiten zu kämpfen. Zunächst einmal beschweren sich die Nachbarn. Sie erheben Einspruch, beziehen sich auf die Bauvorschriften und machen geltend, dass eine Glaswand keine Mauer sei. Innerhalb von fünf Jahren kommt es zu drei Prozessen. Der Architekt reagiert darauf nicht ausschließlich als Techniker, sondern er setzt sich auch mit der Privatsphäre in einem Haus auseinander: Hat man einen Anspruch darauf, seinen Nachbarn zu sehen und von ihm gesehen zu werden? Die zweite Schwierigkeit ist das Gewicht. Was soll das Gewicht der beiden Wohneinheiten und die 56 Tonnen Wasser des Swimmingpools tragen, wenn die untere Einheit aus Glas gebaut werden soll? Wie lassen sich die beiden widersprüchlichen Forderungen miteinander vereinbaren?
F 2000
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Aufnahmefehler: am Anfang fehlen ca. 5 Minuten. Bei Arte keine Beschreibung vorhanden. Sekretärin schwanger?
F 2000
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Alvaro Siza wurde 1933 in Porto geboren. Er zählt zu den bedeutendsten europäischen Architekten und lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt. Dennoch ist das Institut für Architekur in Porto das einzige öffentliche Bauwerk, das er in seiner Stadt baute. Das Institut liegt am Stadtrand und grenzt an den neuen Universitätscampus...
Dokumentation von Richard Copens und Stan Neumann, ARTE F, Frankreich 2000
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Alvaro Siza wurde 1933 in Porto geboren. Er zählt zu den bedeutendsten europäischen Architekten und lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt. Dennoch ist das Institut für Architekur in Porto das einzige öffentliche Bauwerk, das er in seiner Stadt baute.
Das Institut liegt am Stadtrand und grenzt an den neuen Universitätscampus. Auf den ersten Blick ähnelt die zwischen einer Brücke und der Autobahn nach Lissabon eingekesselte Anlage einer Vorstadtsiedlung. Tatsächlich aber handelt es sich um ein sehr schönes Gelände, am Hang über dem Douro gelegen, wo einst das Großbürgertum die prunkvollsten Villen der Stadt errichten ließ. Von der früheren Pracht ist zwar nicht viel übrig geblieben, doch Sizas Bau schafft ständig Bezüge zu dieser Landschaft und dem terrassenförmigen Terrain. Das Institut besteht aus einem Hauptgebäude im Norden des Geländes, das der nahen Autobahn den Rücken zukehrt, und aus vier in einem gewissem Abstand zueinander errichteten Pavillons im Süden. Zwischen diesen beiden Komplexen liegt ein großer Innenhof. Das Hauptgebäude beherbergt die kollektiven Einrichtungen: Verwaltung, Ausstellungsraum und Bibliothek. Diese drei Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen sind durch eine gelungene geometrische Anordnung von Kreisbögen und Geraden miteinander verbunden. In den gegenüber liegenden Pavillons befinden sich die Unterrichtsräume. Auch hier finden sich die gleichen einfachen architektonischen Gestaltungselemente wieder, die nur leicht abgewandelt werden, um keine Monotonie entstehen zu lassen.
Alle Gebäude sind Ausdruck eines ausgesprochen subtilen architektonischen Konzepts. Für Siza "erfindet ein Architekt nichts, sondern verändert das Existierende"; seine Ideen lassen sich unendlich variieren. So werden die Öffnungen im Institut besonders vielfältig gestaltet: in den Unterrichtsräumen fällt das Licht durch sparsame, schießschartenähnliche Fenster ein, während die Bibliothek über Oberlichter verfügt. Die von außen nicht sichtbaren Verbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden gehen von einer zentral gelegenen Verbindungsstraße und dem Gefälle des Geländes folgenden Aufgängen aus. Ein Überhang auf einem der Gebäude verdankt seine Existenz einem 100-jährigen Baum, den Siza unbedingt erhalten wollte. Ursprünglich wollte Siza auf dem Gelände mit dreieckigem Grundriss als Hommage an den früheren Bischofssitz von Porto, der auf den Anhöhen der Altstadt über dem Fluss liegt, ein großes viereckiges Gebäude errichten.
Bei näherer Betrachtung der Umgebung entschloss sich Siza jedoch, die Idee eines einheitlichen Vierecks aufzugeben, um einerseits den Komplex von der Autobahn abzuschirmen, aber auch, um eine Öffnung zum Fluss hin zu schaffen. Die kleinen, pavillonartigen Türme korrespondieren ebenfalls mit der Stadtlandschaft im Hintergrund, wo Hochhaussiedlungen aus den 60er Jahren in die Höhe ragen. So jedenfalls hatte Siza es geplant. Inzwischen entstand in der Nachbarschaft der riesige Block der wissenschaftlichen Fakultät, der nun den von Siza beabsichtigten ironisch-liebevollen Dialog stört.
Viele Ideen davon konnten beim Bau des Instituts für Architektur von Porto nicht wie geplant realisiert werden. Daher hat Alvaro Siza zu diesem Bauwerk, das ihm besonders am Herzen liegt, gleichzeitig auch ein sehr gespanntes Verhältnis. Neben Verwaltungsproblemen musste sich Siza auch den Erwartungen seiner Studenten stellen, denn er lehrt selbst an dem von ihm konzipierten Institut. Auch anderen Zwängen musste sich der Architekt unterwerfen, woraus sich der Eindruck des Unfertigen ergibt, der dem Gebäude auch heute noch anhaftet und den vor allem der Eingang des Gebäudes vermittelt. Er sollte sich auf theatralische Weise mit der Dreiecksform des Grundstücks auseinandersetzen und gleichzeitig als Bindeglied für die verschiedenen Orte des Instituts fungieren. Dennoch ist es Siza gelungen, diese unterschiedlichen und eigenständigen Gebäude zu einem vollkommen in sich geschlossenen Ensemble zusammenzufügen, das sich jedoch auch ausreichend öffnet, um einen ständigen Dialog mit der Außenwelt pflegen zu können.
F 2000
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Diese Sendung taucht ein in die einzigartige Welt der Natursteintherme in dem Schweizer Bergdorf Vals. Das Thermalbad, das seit seiner Eröffnung im Jahr 1996 Badegäste aus aller Welt anzieht, ist ein Meisterstück des Architekten Peter Zumthor. Mit ihrem faszinierenden Zusammenspiel von Wasser, Stein und Licht spricht die Therme alle Sinne des Besuchers an.
Regie: Richard Copans
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Die kleine Schweizer Gemeinde Vals (1.000 Einwohner) liegt in Graubünden zwischen Zürich und Locarno. Seit hundert Jahren ist sie durch die Nutzung ihrer warmen Bergquelle, vor allem für ein Thermalbad, bekannt. Die Gemeinde kaufte 1983 die Therme mit daran angeschlossenen Hotels. (Die Gesellschaft Hotel und Thermalbad Vals AG ist heute zu 100 Prozent im Eigentum der Gemeinde.) In den 80er Jahren ging der Besuch des Touristenkomplexes ständig zurück. Daraufhin beschloss die Gemeinde, ein neues Thermalbad zu bauen, und Peter Zumthor gewann den dafür ausgeschriebenen Wettbewerb. Die Therme wurde 1996 eröffnet und schon zwei Jahre später unter Denkmalschutz gestellt. Das von Zumthor entworfene Gebäude ist ein Quader, der zur Hälfte im Berghang zu verschwinden scheint. Von der Straße aus, die weiter unten das Dorf durchquert, sieht man nur eine große Mauer, die aus flachen Steinen zu bestehen scheint und breite, eher spalten- als fensterförmig wirkende Öffnungen aufweist. Aus der Nähe erkennt man übereinander geschichtete Steinplatten. Sie zeichnen innen wie außen ähnliche horizontale Linien. Das für die 60.000 Steinplatten verwendete Material ist Valser Quarzit. Er wurde zwei Kilometer von der Therme entfernt gewonnen, dann mit der Steinsäge millimetergenau zurechtgeschnitten, nummeriert und exakt platziert - mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Die Steinplatten ziehen sich die 60 Meter langen Mauern, das Innere der großen Bäder und die Terrassenseiten entlang. Überall derselbe Stein, wie das einzigartige Gewebe einer einzigartigen Erfahrung. Das Material sieht bei jedem Licht anders aus und vermittelt gleichzeitig etwas Beruhigendes und Beständiges. Mit seinem Gebäude erneuert Zumthor das Konzept des Thermalbads und hält sich gleichzeitig strikt an dessen Vorgaben. Der Kontakt mit dem Wasser führt immer zu Veränderungen. Aber hier geht es nicht nur um die Wirkung der mineralischen Bestandteile des Wassers: Durch das gelungene Zusammenspiel von Wasser, Stein und Licht wird eine zugleich geistige und sinnliche Erfahrungswelt geschaffen. Sie versetzt einen vom Morgengrauen in die Dunkelheit, von der Nacht in den Tag und von der Fröhlichkeit des großen Bades in die Einsamkeit einer kleinen, abgelegenen Grotte. Durch die Architektur werden die verschiedensten Zustände vermittelt: Freiheit , Dichte und Schauder .
Das kleine Extra
Peter Zumthor sieht die Architektur als eine Hülle, ein Behältnis, das auf das Leben reagiert, auf den Rhythmus der Schritte auf dem Stein, die Konzentration bei der Arbeit oder die Ruhe des Schlafes. Hier bilden Stein und Wasser das Grunderlebnis des Kurgastes. Eine Welt von Geraden, in der alles rechtwinklig ist, in der es jedoch dank der Lichteffekte, der Spiegelungen auf dem Wasser, der verwendeten Baustoffe und der Räumlichkeiten keinen Platz für Eintönigkeit gibt. Hier taucht man aus dem öffentlichen Raum in die Privatsphäre ein: durch einfaches Durchqueren von Bereichen, die eher an Landschaft als an Architektur erinnern, eine Landschaft aus Irrgärten und Tunneln oder Höhlen mit Öffnungen, eine Landschaft, in der man die gesamte Geologie der Berge lesen kann. Die Geschichte der neuen Thermen von Vals scheint sich glücklich zu gestalten: Die Gäste strömen in Massen herbei, die Hotelbelegung ist schlagartig angestiegen, und die Architektur triumphiert. Doch damit nicht genug: Das neue Bad zieht eine neue Kundschaft an, das Hotel muss renoviert werden, und Zumthor denkt schon über den Entwurf nach.
Foto: ARTE F
Regie: Richard Copans (Maison de Verre (1928 - 1932), Die Sendai-Mediatheque von Toyo Ito, Das Wohnhaus des Jean Prouvé) F 2000
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Die Mauer eines riesigen Industriegeländes, auf der ein Firmenschild mit dem Namen "Godin" angebracht ist. Gegenüber der Eingang zu einem Gelände mit dem Hinweis: "Schritttempo. Privatgrundstück". Eine kleine Brücke überspannt eine Flusskrümmung...
Dokumentation von Catherine Adda, ARTE F, Frankreich 1996
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... Am anderen Ufer steht ein langgezogenes, massiges Gebäude aus rotem Ziegelstein, das sich radikal von seiner Umgebung abhebt: der von Jean-Baptiste André Godin entworfene Familistère.
Der Familistère in Guise (Département Aisne) stellt zunächst die Verwirklichung eines Projektes dar: das einer gemeinschaftlichen Wohnform - ein Novum in der damaligen Zeit, das so ausgereift war, dass es als Vorläufer des sozialen Wohnungsbaus betrachtet werden kann.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand im Zuge der industriellen Revolution eine neue Bevölkerungsschicht, die in den Städten auf engstem Raum zusammenlebte, dort aber keine geeigneten Wohnbedingungen vorfand. Die ersten Arbeitersiedlungen wurden nach dem Vorbild von Einfamilienhäusern gebaut, denn selbst die aufgeklärtesten Industriellen scheuten vor kollektiven Wohnformen zurück: Sie befürchteten, in diesen revolutionären Zeiten durch die Konzentration einer großen Anzahl von Arbeitern in gemeinsamen Unterbringungen einen Unruheherd zu schaffen.
Ganz anders der Familistère in Guise: ein einziges 450 m langes Gebäude mit erhöhtem Erdgeschoss, drei Stockwerken und einem Dachgeschoss; 16 Gemeinschaftstreppen führen zu den Wohnungen, in denen 1.500 Menschen - und damit genauso viele wie in 300 Einfamilienhäusern - untergebracht werden können.
F 1996
Videobandbelegung Band 349 VHS-PAL/Secam
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