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Joachim Król

Stand: 04.10.2002
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* 17.06.1957  in Herne    

Schauspieler

Mit einer reduzierten Spielweise, zurückhaltender Komik und fast verhaltener Traurigkeit gelingt Joachim Król eine sanfte Annäherung an die von ihm dargestellten Charaktere. Er zeigt das Menschliche, zeigt Stärken und Schwächen der Figuren. Wie sein Vorbild Anthony Hopkins möchte er mit dem Gesicht das ausdrücken, was den Charakter der Rolle ausmacht. Keine überschwenglichen Gesten, keine unnötige Mimik, weniger ist in der Regel mehr, weiß Król und setzt auf ein minimalistisches Spiel: Wache Augen oder ein nach innen gewandter Blick, ein leichtes Schmunzeln um die Lippen oder heruntergezogene, traurige Mundwinkel. Seine Bewegungen wirken bodenständig; ob er steht oder sitzt, immer bleibt etwas fest Verhaftetes. Die Zurückhaltung im Ausdruck, die unverfälschten Gesten, alles scheint einfach und natürlich.

Joachim Król wächst in einer echten Kohlenpottatmosphäre auf. 1957 wird er im Ruhrgebiet als Sohn eines Bergmannes geboren, sonntags geht er mit dem Vater auf den Fußballplatz. Nach dem Abitur beginnt er ein Studium der Theaterwissenschaft in Köln und betrieb nebenbei mit Freunden eine Kneipe in Dortmund. 1981 geht er zur Ausbildung an der Falckenberg-Schauspielschule nach München. Er spielt in Theater in Moers, Bochum und Hannover und bekommt erste kleine Fernsehrollen, wie 1983 in "Kaltes Fieber".

Dem großen Kinopublikum wird er 1993 durch den Erfolgsfilm "Wir können auch anders" bekannt. Spätestens aber seit seiner Darstellung an der Seite Til Schweigers in "Der bewegte Mann" (1994) ist sein Gesicht aus der deutschen Kinolandschaft nicht mehr wegzudenken. Heute ist Król verheiratet und hat einen kleinen Sohn, mit dem war er inzwischen auch schon mal auf dem Fußballplatz.

Ob als gutgläubiger Detektiv in einer korrupten Welt, als Analphabet in einer Schriftkultur oder als sanfter Schwuler in einer tuntigen Szene, immer verhält er sich etwas bedächtiger, etwas naiver, etwas offener als die Mitmenschen. Wir kommen nicht umhin in uns hineinzulachen, bis wir merken, dass eigentlich nicht die Królschen Figuren merkwürdig und komisch sind, sondern die Menschen um ihn herum. Neben Typen wie Lauterbach, Schweiger, Ochsenknecht ist Joachim Król eher ein Anti-Held. Die Figuren, die er spielt wirken oft schüchtern, so, als stünden sie sich selbst im Weg, so, als wollten sie sich für ihr Verhalten entschuldigen.

Als Schauspieler aber weiß Król, was er will: Eine sichere Rolle als Partner von Heiner Lauterbach in "Eurocops" lehnt er ab, das war noch vor dem "Bewegten Mann", bevor ihn das große Kinopublikum kannte. Glück oder Intuition? Kurz danach bietet ihm Detlev Buck die Rolle in "Wir können auch anders" an, der Film, der für ihn einen großen Erfolg bedeutet. Król spielt Kipp, einen von zwei Brüdern aus dem Westen, die beide Analphabeten sind und sich gemeinsam den Traum von einem selbständigen Leben außerhalb des Heims erfüllen wollen. Auch in der Rolle des Dieter in "Die tödliche Maria" spielt Król so einen Außenseiter.

Joachim Król ist nicht der Frauenheld par excellence, er ist der zurückhaltende, sanftmütige und gutmütige Mann, der ganz entgegen gängiger Klischees vom Verführer auf seine ganz individuelle Art und Weise Frauenherzen bewegt. Zum Beispiel als Scheidungsanwalt Winkel in Sönke Wortmanns "Das Superweib" (1996). Die Darstellung des sanften Schwulen Norbert in der deutschen Erfolgskomödie "Der bewegte Mann" bedeutet für Król schließlich den großen Durchbruch.

Der Schauspieler Joachim Król ist vielseitig und spielt ganz unterschiedliche Register: In dem Fernsehspiel "Und die Toten lässt man ruhen" verkörpert er einen Detektiv ganz eigenen Typs, der statt Imponiergehabe zu zeigen lieber Briefmarken sammelt. In Helmut Dietls Erfolgs-Komödie "Rossini" ist Król in einer Hauptrolle zu sehen, die seine bisherigen Spielweisen zu einem besonderen Höhepunkt vereint: die Rolle des zurückgezogen lebenden Jacob Windisch.

In dem Remake von "Es geschah am hellichten Tag" (1996) hat Król ein weiteres Mal Gelegenheit, seinen darstellerischen Facettenreichtum unter Beweis zu stellen. In der Rolle des Kommissars, der sich ganz besessen darum bemüht, den Mord an mehreren jungen Mädchen aufzuklären.

Regisseur Nico Hofmann nennt ihn einen Minimalisten. Er kann Emotionen rüberbringen mit ganz wenig Spiel, so dass man die Schauspielkunst nicht sieht. Das zeigt Król auch eindrucksvoll mit der Figur des venezianischen Kommissars Brunetti, die er in den beiden Bestseller-Verfilmungen "Donna Leon - Vendetta" und "Donna Leon - Venezianische Scharade" (beide 2000) verkörpert.

Weitere Filme mit Joachim Król: "Happy Birthday, Türke!" (1991), "Keiner liebt mich", "Polizeiruf 110 - Totes Gleis" (beide 1994), "Schräge Vögel" (1995), "Zugvögel - Einmal nach Inari", "Eine unmögliche Hochzeit" (beide 1996), Tom Tykwers Erfolgsfilm "Lola rennt", "Die Stunde des Lichts", "Die Unschuld der Krähen", "Bin ich schön?" (alle 1998), "Ein Lied von Liebe und Tod - Gloomy Sunday" (1999), Tom Tykwers "Der Krieger und die Kaiserin" (2000), "Anne Frank: The Whole Story" (2001), Wim Wenders BAP-Hommage "Viel passiert" (2001).

* = ohne Aufnahme oder Serienzusammenfassung


Joachim Król
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