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Veronica Ferres

Stand: 25.09.2002
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* 10.06.1965  in Solingen    

Schauspielerin

Veronica Ferres ist eine überragende Schauspielerin. Das hat sie spätestens in Dominik Grafs "Dr. Knock" und Vivian Naefes "Die ungehorsame Frau" bewiesen. Im ersten Film ist sie die kraftvoll zupackende, bodenständige Dorftierärztin, bei Naefe spielt sie die Rolle der jungen Hausfrau und Mutter, die ihr Leben in die Hand nimmt, um vom Kochtopf wegzukommen.

"Wir tun alle so als wären wir so sehr emanzipiert, aber wir sind es nicht und ich glaube, daß dieses Thema noch zwei, drei Jahrzehnte braucht, damit das so ist, daß eine Gleichstellung zwischen Männern und Frauen Selbverständlichkeit ist." Was sie sagt, meint sie so. Sie ist bescheiden und sicher: "Ich habe aufgrund meiner sehr einfachen Erziehung ein politisches Bewußtsein und ich versuche, in meinem kleinen Rahmen, in meinem Umfeld mit größtem Respekt mit Menschen umgehen."

Veronica Ferres wurde in Solingen geboren. Ihr Vater ist Kartoffelhändler. Nach dem Abitur studiert sie in München Germanistik und Theaterwissenschaft. Als 'dickes Kind' ('Fettes' ) leidet sie - wie sie in einer Fernsehsendung erzählt - unter den Hänseleien der Mitschüler, sie gehört nicht zu den Cliquen und Raucherecken und wird zu Feten nicht eingeladen.

Veronica reagiert mit Sturheit, Trotz und Wut, flüchtet in eine Traumwelt, in die Welt der Literatur: Schiller, Goethe, Kleist, Büchner, Camus. Doch sie will Schauspielerin werden, das setzt sie sich in den Kopf. Weil man sie an der Schauspielschule mit 1.80 für zu groß hält, versucht sie es anders. Sie verschickt Bewerbungen, auch an Werbeagenturen, gerät an die falschen Adressen. Doch dann kann sie bei Professor Margret Langen am Max-Reinhardt-Seminar bis zur staatlichen Prüfung Unterricht nehmen.

Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, jobt sie als indermädchen, klebt Plakate. Sie ist genervt, bevor sie an die richtigen Leute kommt: "Es ist schon frustrierend, daß man einem Anfänger keine Chance gibt, daß man ihn nicht anhört, daß man seine Videobänder nicht anschaut. Das hat sich dann geändert, als ich das staatlich geprüfte Schauspielerdiplom vorweisen konnte, da hat mich die ZBK (Schauspieleragentur) an die Landes- und Stadttheater geschickt, und ich habe diesen Marathon mitgemacht", bis ihr August Everding die erste Chance bei den Münchner Kammerspielen gibt. Dann besetzt sie Edgar Reitz in "Die zweite Heimat" und bei Walter Bockmayer steht sie als "Geierwally" vor der Kamera. Mit Helmut Dietls "Schtonk" schließlich wird ihr Name bekannt, jetzt braucht sie nicht mehr den Rollen hinterherzulaufen, die Erfolgskarriere beginnt.

"Schtonk" (1991) - das ist einer jener seltenen Glücksfälle für den deutschen Film und für die, die das Glück hatten, dabeizusein. Jahrelang hatte es keine erfolgreichen deutschen Kinofilme gegeben, und Schauspieler - und es gibt zu der Zeit viele gute in Deutschland - hatten kaum Chancen, im Kino wirklich bemerkt zu werden. Da kommen ein paar pfiffige Leute auf die Idee, die Geschichte um die gefälschten Hitler-Tagebücher zu einer schwungvollen Filmsatire zu gestalten.
Jeder kennt noch die Geschichte um den cleveren Reporter, der das Geschäft seines Lebens machen will, das dann 1983 mit einem Riesenknall endet: Der Hamburger 'Stern' hatte seit Wochen mit den 'Original-Hitler-Tagebüchern' die Auflagen gesteigert, exklusiv war für eine Riesensumme die heiße Ware gekauft worden, und dann war man auch noch auf einen Schwindel reingefallen.
Veronica Ferres spielt in "Schtonk" nur eine kleinere Rolle, aber die ist quasi eine Schlüsselfigur: das Mädchen, das der kleine Kunstfälscher Knobel/Uwe Ochsenknecht für Eva Braun Modell sitzen läßt. Zwei Kunstkritiker haben es als Original erkannt, das gibt dem ehrgeizigen Künstler die Überzeugung, es auch mit den 'Hitler-Tagebüchern' zu schaffen. Ferres ist Modell und Geliebte, eine Figur von praller Weiblichkeit. Das kommt beim Publikum an, die Rolle wird bemerkt.

Regisseur Ralph Huettner, bei dem sie schon vorher in dem Fernsehfilm "Babylon" aufgetreten war, gibt ihr zwei Rollen, von denen beide eine gewisse Popularität haben: die in der Tom-Gerhardt-Geschichte "Voll normaaal" (1994), ein recht erfolgreicher Klamauk, und in dem bei den Hofer Filmtagen uraufgeführten Fernseherfolg "Der Papagei" (1992) mit Harald Juhnke. Obwohl es für Veronica Ferres eine Chance war, in einem Juhnke-Film dabeizusein, zahlte es sich für sie nicht aus. Sie wird einfach als Typ besetzt, mehr nicht. Aber auch eine Marilyn Monroe war in ihren frühen Rollen völlig unscheinbar.

Dann kommt für Veronica Ferres "Das Superweib" (1996). Sönke Wortmann gibt ihr die Titelrolle in der Kinoversion von Hera Linds Romanbestseller. Es wird ein Erfolg an der Kinokasse, das Gesicht der Schauspielerin hat Konturen angenommen, doch für Veronica Ferres fehlt der Kick. Der Film bleibt leblose Massenware.
Sie war "Das Superweib" und brauchte dann einige Jahre, um sich wieder von diesem Etikett zu befreien und als Charakterdarstellerin ernst genommen zu werden. Sie spielte Goethes Frau Christiane Vulpius ("Die Braut"), das mutige Dienstmädchen Anna ("Annas Heimkehr"), Nelly, die Frau von Heinrich Mann ("Die Manns") und stand in Salzburg auf der Bühne als "Buhlschaft" in "Jedermann". Ihr Leben war aber nicht eine einzige Erfolgsgeschichte. Veronica Ferres spricht sehr offen über ihre Ängste, ihre Essstörungen, ihre Familie und Beziehungen. Vielleicht führt sie ihr "furchtbar starker Wille" jetzt auch nach Hollywood.


Erst nach dem Erfolg von "Superweib" erkennt einer, daß man aus dieser Melange aus Engel und Biest - wie es bei Wortmann leicht angedeutet war - etwas aufbauen kann: Er macht aus der Ferres die Sonnenfee Schneewittchen. Helmut Dietl, zu der Zeit ihr Lebensgefährte und so etwas wie ihr Manager, besetzt sie in "Rossini" als das Mädel vom Kindertheater, das seine lesbische Freundin betrügt, um sich langsam aber sicher nach oben zu schieben, naiv und böse, morallos: Schneewittchen - wie Veronica Ferres sie spielt - ist die Projektion der Männer auf die Blondine mit den üppigen Formen. Die Mischung aus Raffinesse und Naivität, aus zärtlich säuselnder Nymphe und eiskalter Erfolgsfrau.

Als Dominik Graf mit ihr 1996 "Doktor Knock" besetzt, hat er sie für die Dorfhure vorgesehen und Sophie Rois soll die Tierärztin spielen. Doch nachdem Veronica das Drehbuch gelesen hat, kann sie den Regisseur davon überzeugen, daß Sophie und sie die Rollen tauschen. Das wird ein voller Erfolg. Die Tierärztin ist eine ihrer besten Rollen. Wieder für Helmut Dietl stand sie in der (vorgeblichen) TV-Satire "Late Show" (1998) vor der Kamera, unter der Regie von Egon Günther spielte sie in "Die Braut" (1999), und mit Frankreichs Kinostar Gérard Depardieu drehte sie 2000 "Les Misérables - Gefangene des Schicksals".

Veronica Ferres verdankt ihren Erfolg ihrer zähen Arbeit an sich selbst. Oft betont sie, daß sie dankbar ist, "daß ich Glück hatte im Leben, daß ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, ich bin dankbar denen, die an mich geglaubt haben und es auch bis heute nicht bereut haben."
(nach www.prisma-online.de)

Eigens um sich die Rolle der Kerstin Cameron zu sichern gründete sie die Produktionsfirma
Bella Vita Film www.bellavita-film.com/htm/start.htm

Bild 6: Veronica Ferres, Patin der Kategorie "Bester Hauptdarsteller", auf dem Weg zur Gala des Deutschen Filmpreises. (Copyright: Askania Media/Achim Zylla.)

* = ohne Aufnahme oder Serienzusammenfassung


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